Das sechste Kind namens "Niemand"

Das sechste Kind namens "Niemand"

Mein Papa pflegte immer zu sagen, dass er sechs Kinder hat. Dabei waren wir doch nur fünf Geschwister – ich, meine drei Brüder und meine Schwester. Aber da war noch dieses mysteriöse sechste Kind, das regelmäßig bei uns zu Hause auftauchte: der "Niemand".

Der Niemand war ein wahres Talent. Er konnte Werkzeug verschwinden lassen, Dinge kaputtmachen und sich dann geschickt aus dem Staub machen. Immer wenn Papa fragte: "Wer war das?", lautete die Antwort wie aus einem Mund: "Niemand!" Und dieser Niemand schien wirklich überall seine Finger im Spiel zu haben.

Erst viel später habe ich verstanden, was Verantwortung wirklich bedeutet – sowohl für meine eigenen Sachen als auch für die Dinge anderer Menschen. Heute, als Vater, schließt sich der Kreis auf eine fast schon amüsante Weise: Auch in unserem Haus treibt der gute alte "Niemand" wieder sein Unwesen.

Wenn "Niemand" in der Gemeinde aufkreuzt

Und weißt du was? Der Niemand hat offenbar auch den Weg in unser Konkordia-Gemeindegebäude gefunden. Küchenschranktüren gehen kaputt und bleiben einfach liegen. Dreckige Tassen und Gläser tauchen in der Spülküche auf, ohne jemals den Weg in den Schrank zu finden. Türen stehen offen, weil sie niemand abgeschlossen hat. Es scheint, als hätte unser alter Bekannter "Niemand" auch hier seine Spuren hinterlassen.

Aber dieser Beitrag soll nicht anklagen oder mit dem Finger zeigen. Ich möchte eine Geschichte erzählen, die mich zum Nachdenken gebracht hat.

Eine andere Perspektive

Ein Freund von mir, der nicht gläubig ist, erzählte mir einmal von seinem Besuch in einer christlichen Gemeinde. Was ihm dort aufgefallen war? Alles war picobello sauber und gepflegt. Die Theke mit Kaffee und kalten Getränken sah aus wie in einem schicken Café – modern, ordentlich, auf dem neuesten Stand.

"Das ist eigentlich nicht mein Stil", sagte er zu mir. "Ich fühle mich in so einer gestiegelten Atmosphäre nicht besonders wohl." Aber dann fügte er etwas Interessantes hinzu: "Gleichzeitig war aber sofort spürbar: Das sind Menschen, die hingegeben sind für das, was sie tun. Man konnte die Liebe und Sorgfalt in jedem Detail sehen."

Diese Beobachtung ist mir im Gedächtnis geblieben. Ein Nicht-Christ erkannte an der Art, wie eine Gemeinde mit ihrem Gebäude und den Gegenständen umging, etwas von ihrer Hingabe.

Mehr als nur ein Gebäude

Diese Gemeinde hatte etwas Wichtiges verstanden: Alles was wir tun, dient zuallererst zur Ehre Jesu. Und dann dient es dazu, dass Menschen – auch die, die noch nicht glauben – in uns, in unserem Gebäude und in unserem Handeln Jesus erkennen können. Vielleicht kommen sie ihm dadurch einen Schritt näher.

Das wünsche ich mir für uns als Konkordia: Dass wir darin wachsen zu erkennen, dass unser Gebäude nicht einfach nur ein praktischer Ort zum Treffen ist. Es ist ein Ort, an dem sichtbar wird, wer wir sind und wem wir dienen.

Kleine Taten, große Wirkung

Ob wir melden, wenn uns etwas kaputtgeht. Ob wir die Türen ordentlich verschließen. Ob wir den Müll wegräumen – auch wenn wir ihn nicht dorthin geworfen haben. All das sind Zeichen. Zeichen von Jesus, die hinein in diese Welt strahlen.

Es geht nicht um Perfektion oder darum, dass alles immer glänzt. Es geht um Herzenshaltung. Es geht darum, in den kleinen, alltäglichen Dingen zu zeigen, dass wir einem Gott dienen, der selbst in den Details liebevoll und fürsorglich ist.

Vielleicht können wir dem "Niemand" gemeinsam das Handwerk legen – nicht durch Vorwürfe oder Kontrolle, sondern durch eine Kultur der liebevollen Verantwortung. Eine Kultur, in der jeder von uns gerne die Verantwortung übernimmt, weil wir verstanden haben: In allem, was wir tun, dienen wir Gott und geben ihm die Ehre.

Wer weiß? Vielleicht wird unser "Niemand" ja eines Tages arbeitslos. Das wäre doch ein schönes Ziel, oder?

Was denkst du darüber? Hast du auch schon mal den "Niemand" in Aktion erlebt? Teile gerne deine Gedanken in den Kommentaren!

PS: Ein großer Dank an alle, die in unser Gebäude investieren – die putzen, aufräumen, dekorieren und vieles mehr. Ihr seid ein Segen und macht einen riesigen Unterschied!
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